
Konfliktlösung fürs Hirn: Neutralität ist mehr als ein Gesetz
Ein Rechtsanwalt, der sich als "unabhängiger Mediator" zwischen Eheleuten anbietet und später eine Partei in derselben Sache anwaltlich vertritt, verletzt seine Berufspflichten - das hat das OLG Celle in einem aktuellen Beschluss klargestellt (OLG Celle, Beschl. v. 26.8.2025 - 2 ORs 96/25).
Ausgangspunkt war ein Ehekonflikt: Der Ehemann wandte sich zunächst an den Angeklagten, der daraufhin Kontakt zur Ehefrau aufnahm und ihr eine vermittelnde Tätigkeit anbot. In einem ausführlichen Gespräch schilderte sie ihm ihre Sicht der Dinge und bat um Unterstützung bei der Rückgabe persönlicher Gegenstände. Der Angeklagte bemühte sich um eine Einigung - letztlich erfolglos.
Später übernahm er im Scheidungsverfahren die anwaltliche Vertretung des Ehemanns. Das LG Hannover wertete dies als Parteiverrat (§ 356 StGB) und verurteilte ihn zu einer Geldstrafe auf Bewährung. Die Revision blieb erfolglos.
Das OLG bestätigt: Auch die Tätigkeit als Mediator ist Teil der anwaltlichen Berufsausübung (§ 18 BORA). Wer in dieser Rolle tätig wird, dem werden Interessen anvertraut – auch bei faktischer Beauftragung oder Einzelgesprächen. Eine spätere parteiliche Vertretung in derselben Lebenssache widerspricht dem Neutralitätsgebot (§ 3 Abs. 2 S. 2 MediationsG) und erfüllt den Straftatbestand.
Volltext mit Anmerkung in ZKM 6/2025.
Neurobiologische Perspektive
Warum ist Neutralität nicht nur juristisch, sondern auch neurobiologisch entscheidend?
- Vertrauen im Gehirn: Das limbische System reagiert empfindlich auf Signale von Parteilichkeit. Schon kleine Zweifel an der Neutralität aktivieren Stressnetzwerke.
- Kognitive Sicherheit: Nur wenn beide Seiten erleben, dass ihre Sicht gleichwertig gehört wird, kann das präfrontale Cortex in den „Lösungsmodus“ schalten.
- Langfristige Wirkung: Ein Bruch der Neutralität hinterlässt neuronale Spuren – Misstrauen wird gespeichert und erschwert künftige Dialoge.
Mit anderen Worten: Neutralität ist nicht nur ein Paragraf, sondern ein neurobiologischer Schlüssel, damit Konfliktlösung überhaupt funktioniert.
Satirischer Kommentar
Man könnte sagen: Der Mediator, der später Anwalt einer Seite wird, gleicht einem Schiedsrichter, der nach dem Abpfiff das Trikot einer Mannschaft überstreift und noch schnell ein Tor schießt.
Das Publikum (sprich: die Parteien) fühlt sich betrogen – und das Gehirn registriert: „Spielregeln gebrochen.“ Vertrauen futsch, Konflikt verschärft.
📌 Fazit
Das Urteil des OLG Celle ist mehr als ein juristisches Lehrstück. Es zeigt, dass Neutralität die Grundlage jeder Mediation ist – rechtlich, psychologisch und neurobiologisch. Wer Konflikte fürs Hirn lösen will, muss diese Grenze respektieren.
👉 Den vollständigen Urteilstext finden Sie [hier beim OLG Celle]
.👉 Mehr zu den neurobiologischen Grundlagen der Konfliktlösung erfahren Sie auf dieser Seite – und in meinen Impulsen für Coaching und Mediation.
Bild mit KI erstellt.
12 Gründe für eine Mediation von der Deutschen Stiftung Mediation
3 elementare Aspekte aus neurowissenschaftlicher Sicht für eine erfolgreiche Konfliktlösung zwischen Gruppen oder in Einzelkonflikten
Erfolg ist angewandte Gehirnforschung: Kaminabend AFNB GmbH 17.November 2022
Bei diesem höchst spannenden Kaminabend der AFNB GmbH gab es ein Thema, das nicht aktueller hätte sein können:
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mit der Gastreferentin: Prof. Dr. Olga Klimecki
Wie kann man neurowissenschaftliche Erkenntnisse nutzen, Basierend auf welcher Evidenz lassen sich Konflikte zwischen Gruppen und Einzelpersonen besser zu lösen?
In diesem Videoausschnitt berichtet Prof.Dr.Olga Klimecki
über 3 wichtige Faktoren, die dabei helfen, Konflikte zwischen Gruppen und Einzelpersonen zu lösen.
Diese 3 Aspekte spielen bei meiner Arbeit als Verständnisbrückenbauer bei Konfliktlösung am Arbeitsplatz eine entscheidende Rolle.
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Konfliktlösung fürs Hirn und AFNB GmbH
Mein vertieftes Wissen über Konflikte am Arbeitsplatz, Konfliktlösung am Arbeitsplatz, Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, Spannungen im Büro, Spannungen im Team und Mobbing am Arbeitsplatz und in der Schule stammt unter anderem auch von der Akademie für neurowissenschaftliches Bildungsmanagement AFNB.
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Sommer 23:
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Russland und Ukraine - Im Gespräch mit Friedrich Glasl (Full Version)
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- auf aktuelle Risiken und Chancen
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